Ein Teelöffel Weideboden enthält mehr Organismen als unser Planet Menschen. Für den Erhalt derArtenvielfalt und die effektive Speicherung von CO2 im Boden ist es wichtig, das sogenannte Dauergrasland zu erhalten. Mit der artgerechten Weidehaltung unserer Rinder leisten wir nicht nur dafür unseren Beitrag. Auch das gesamte Klimasystem profitiert davon. Wie alle Aspekte der Agrarökologie zusammenwirken, erfahren Sie hier.

Unsere Nahrungsmittelproduktion hat unweigerlich Effekte auf unsere Umwelt: Unsere Böden, unser Klima und die Artenvielfalt. Um die Ernährung zu sichern und das Klima gleichzeitig zu schützen, müssen wir durch die Gestaltung unserer Landwirtschaft positive Effekte nutzen und erhöhen. Die vielfältigen Beiträge, die Ökosysteme zum menschlichen Wohlbefinden liefern, werden auch Ökosystemdienstleistungen genannt.

Schaffung Lebensraum / Regeneration von Artenvielfalt

Die natürliche Weidelandschaft ist Lebensraum für eine Vielzahl Pflanzen- und Tierarten. Die meisten Insekten in Deutschland sind mittel- oder unmittelbar mit unseren Wiesen und Weiden verbunden. Das macht den Erhalt der Weidelandschaften so wichtig.

Kohlenstoffbindung durch unterirdische Wurzelmasse

Pflanzen wie zum Beispiel Gräser sind wertvolle Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Sie sind in der Lage, Kohlendioxyd aufzunehmen und durch ihre Feinwurzeln Kohlenstoff im Boden zu binden. Gut für die Umwelt: Der Gehalt von Wurzelmasse einer Weide ist über 70 Prozent höher als die eines landwirtschaftlich genutzten Ackers.

Stickstoffbindung durch Leguminosen

In der Landwirtschaft ist Stickstoff ein wichtiger Dünger. Dieser wird in der Regel extern dem Boden zugeführt. Sogenannte Leguminosen wie Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen sind Pflanzen, die mit ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft binden und im Boden anreichern können. Das spart CO2 Emissionen und schont den Boden.

Speichern, Filtern und Bereitstellen von Wasser / Stärkung des Wasserhaushaltes

Die Vegetation spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Klimas. Je mehr Wurzelmasse im Boden ist und je höher der Gehalt an Kohlenstoff im Boden, desto besser kann der Boden Wasser aufnehmen. Die regulierenden Eigenschaften des durchwurzelten Bodens normalisieren den Wasserhaushalt.

Bodenschutz

Unsere Böden sind der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Welt. Ein guter, gesunder Boden bietet Pflanzen und Tieren Nährstoffe, Wasser und Lebensraum. Daher muss es ein übergeordnetes Ziel sein, unsere Böden gesund zu erhalten. Dies kann erreicht werden zum Beispiel durch eine behutsame Nutzung im Ackerbau. Beweidung spielt bei der Regeneration unserer Böden eine bedeutende Rolle.

Die Agrarökologie

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Agraroekologie
Bildliche Darstellung von Agrarökologischen Prozessen 1

DER BIOGENE KOHLENSTOFF- (UND METHAN-) KREISLAUF

Weideflächen verdunsten Wasser, welches zusammen mit Sonnenlicht und Methan durch den Prozess der hydroxischen Oxidation in CO2 (Kohlendioxyd) umgewandelt wird. Die Gräser der Weide können das Kohlendioxyd aufnehmen und durch ihre Feinwurzeln den Kohlenstoff effizient im Boden binden. Das Grasen der Rinder fördert das Graswachstum und dadurch indirekt die Kohlenstoffbindung. So schließt sich der biogene (Methan-)Kohlenstoffkreislauf.

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Statistik zur Speicherung von Kohlenstoff in globalen terrestrischen Ökosystemen

GRASLAND IST KOHLENSTOFFSPEICHER

Graslandökosysteme speichern weltweit mehr Kohlenstoff als Waldökosysteme.

Gutes Graslandmanagement kann potenziell die historischen Verluste von Bodenkohlenstoff rückgängig machen und erhebliche Mengen von Kohlenstoff in den Böden speichern.

Wesentliche Potenziale des Graslandes – für die Bodenfruchtbarkeit, die biologische Vielfalt und das Klima – werden dramatisch unterschätzt und bleiben meistens ungenutzt.

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Die unglaubliche Artenvielfalt von Weidelandschaften

Die Artenvielfalt (biologische Vielfalt) ist die Summe der unterschiedlichen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, sowie Mikroorganismen innerhalb eines Ökosystems. Auf Weiden lebt über die Hälfte aller Pflanzenarten Deutschlands. Von den gefährdeten Arten finden sich sogar vierzig Prozent auf unseren Weiden. 70 bis 80 Prozent der Insekten sind direkt oder indirekt abhängig vom Ökosystem Weide.

Besondere Bedeutung für die Artenvielfalt haben Kuhfladen. Kuhfladen in ihrer ursprünglichen Form bieten zahlreichen Insekten Nährstoffe sowie Lebens- und Vermehrungsraum. So produziert eine Kuh pro Jahr über 10 Tonnen Fladen. Daraus könn(t)en über 100 Kilogramm Insektenbiomasse entstehen.

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Zusammenhang der Wasserkreisläufe
und des Klimas

Die Vegetation spielt eine wichtige - und oft vernachlässigte – Rolle bei der Regulierung des Klimas. Denken Sie an den Unterschied zwischen einem heißen Sommernachmittag auf einem abgeernteten Feld oder in einem Park. Wie Bäume verdunsten auch Gräser Wasser und kühlen damit das Klima.

In den Fällen, in denen nachhaltiges Beweidungsmanagement den Gehalt an Bodenkohlenstoff erhöht, nimmt auch das Wasserbindungsvermögen des Bodens zu. Beide Aspekte, die den Wasserhaushalt verbessern, erhöhen die Unempfindlichkeit gegenüber Dürre.

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Die Entnahme von Vegetation (zum Beispiel durch Ernte) erhöht die Temperatur in Bodennähe und schafft Hochdruckgebiete. Diese behindern den Durchzug von Tiefdruckgebieten - und damit feuchten Luftmassen. Es bilden sich weniger Wolken und damit auch weniger Niederschlag. Das Klima erhitzt sich und der Vegetation fehlt wichtige Feuchtigkeit, um durch Photosynthese positiv den Kohlenstoffkreislauf zu beeinflussen.

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Die Vorteile von Bäumen in der Agrarökologie

Bäume schaffen nicht nur Lebensraum für die Artenvielfalt und schützen durch ihre Verwurzelung und ihr Blätterdach den Boden vor Erosion: die von den Bäumen erbrachte Verdunstung kühlt auch die Umgebung und fördert die Wolkenbildung.

Bei einem Agroforstsystem werden Gehölze mit Ackerbau und/oder Tierhaltung kombiniert. In einem sogenannten Hutewald zum Beispiel grasen Rinder auf Weiden in einem lichten Wald.

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DIE FOLGEN VERRINGERTER WURZELMASSE IN DER ACKERNUTZUNG

Die im Boden dauerhaft vorhandene Wurzelmasse ist auf dem Acker um über 70 Prozent geringer als auf der Weide. Dies führt auf verschiedenen Wegen zur Verschlechterung der Bodenqualität. Sind weniger Wurzeln im Boden, wird er schneller hart und verdichtet. Der Lebensraum für die Artenvielfalt schwindet. Die für die Ernährung der Mikroorganismen in den Boden eingetragene Biomasse fehlt. Die Leistungen des Bodens für den Wasserhaushalt nehmen ab.

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ÖKOSYSTEMDIENSTLEISTUNGEN GESUNDER BÖDEN

Der Boden ist ein wichtiges Element im Klimasystem. Nach den Ozeanen können Böden den größten Anteil an Kohlenstoff (allein in Deutschland ca. 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff) speichern und sind darüber hinaus Grundlage für unsere Pflanzen. Ein gesunder Boden speichert Nährstoffe und Wasser für Pflanzen, ist gut durchlüftet und belebt. Belebt bedeutet: Er ist Habitat für Bodenorganismen und Tiere. Allein 0,3 Kubikmeter Boden bietet Lebensraum für 1,6 Billionen Lebewesen.

Ein wichtiges Ziel ist also die Regeneration der Gesundheit unserer Böden.

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DAS PROBLEM VERARMTER BÖDEN

Wird der Boden durch Befahren mit zu schwerem Gerät dauerhaft verdichtet, wird der Wasser- und Lufthaushalt des Bodens gestört. Pflanzen können den Boden nicht oder schwer durchwurzeln (weniger CO2 Speicherung) und den wichtigen Mikroorganismen fehlt der Sauerstoff für die Zersetzung von organischer Substanz. An der Bodenoberfläche kommt es zu Staunässe. Die Bodenfruchtbarkeit wird gesenkt, wichtige Bodenfunktionen fallen weg. Darüber hinaus erhöhen verdichtete Böden das Hochwasserkatastrophen-Risiko und senken den Grundwasserspiegel.

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